Abiturgottesdienst im Grünen!

Abiturgottesdienst im Grünen!

Als eine coronabedingte Premiere wurde am Mittwoch (23.Juni) der diesjährige Abiturgottesdienst des Gymnasium Gernsheim unter freiem Himmel an der Wallfahrtskirche Maria Einsiedel gefeiert. Während in der katholischen Kirche von Gernsheim noch sehr viel strengere Coronaregeln hätten beachten werden müssen, konnten in Maria Einsiedel mehr Menschen mitfeiern und sogar das gemeinsame Singen war erlaubt.

Zur Einstimmung spielte ein Abiturientinnen-Trio (Franziska Staab, Luisa Pütz, Noemie Schlottmann) die Eurovisions-Melodie (eigentlich „Te Deum“ von Marc Charpentier), danach begrüßte Pfarrer Clemens Wunderle mit einer Beschreibung des wirklich schönen Ambientes unter den hohen Bäumen voll Vogelgezwitscher. Die Sonne sandte freundliche Strahlen und so konnte Pfr. Wunderle in guter Stimmung zum Abitur gratulieren. Doch dann wurde es ernster: Die Abiturienten Florian Knechtel, David Scheuch und Paul Petendra beschrieben in einer Klage an Gott, was sie (und viele andere) in der Pandemiezeit verpasst hatten. Viele der traditionellen Highlights im Abiturjahr wie Klassenfahrt und Abi-Ball konnten nicht stattfinden, Freizeitmöglichkeiten, Kontakte und auch das Schulleben waren stark eingeschränkt gewesen. Diese eindrückliche Beschreibung wurde in einem gemeinsamen Klagepsalm mit Gott geteilt.

Genauso berührend waren dann jedoch Erfahrungen von Kyra Fehr und Finn Müller. Sie erzählten, wie sie gerade wegen den Einschränkungen ganz neue Freundschafts- und Gemeinschaftserlebnisse gefunden hätten, sogar: Freunde fürs Leben! Daran konnte sich ein Vertrauenspsalm anschließen. Der ganz kurzfristig von Andreas Mönk organisierte Lehrerchor erinnerte mit einem vierstimmigen Satz des bekannten Liedes „Geh aus mein Herz“ an das göttliche Wirken in Schöpfung und Seele. Überschrift der Predigt war das diesjährige Motto des ökumenischen Kirchentages: „Schaut hin“. Schulpfarrer Martin Schnarrenberger interpretierte diese kleine Bemerkung aus der Geschichte mit der Speisung der 5000 auf das erlebte Coronajahr und die Zukunft der jungen Leute hin: Einmal könne man bewusst auf das hinschauen, was in diesem Jahr verloren gegangen war, genauso wie man das wahrnehmen sollte, was es an Möglichkeiten und neuen Erfahrungen gegeben hat. Die Rücksicht der jungen Generation auf die gefährdeten Älteren wurde gelobt und auf die vielleicht neu gewonnene Fähigkeit hingewiesen, im Alleinsein geübter zu sein. Angesichts des erfolgreichen Abschlusses der Schulzeit wurde dann eine weitergehende Perspektive beschrieben: So wie Jesus damals aus nur 5 Broten und 2 Fischen viele Menschen satt gemacht habe, so könnten Christen im Auftrag Gottes das große Ziel angehen, die Welt ein wenig besser zumachen. Selbst wenn Corona vieles eingeschränkt habe, könne aus Wenigem mehr werden. Ob in Richtung Umweltschutz, gerechtere Gesellschaft oder Glaubensstärkung, Gott würde in uns und durch uns wirken, damit die Welt mehr zu der Welt werde, die sich Gott in den biblischen Geschichten erträumte habe.

Nach einem gemeinsamen, von Hermann Grün begleiteten Lied wurden die Abiturient*innen dann an den Altar gerufen. Dort wurden sie von den Religionslehrkräften des Gymnasiums mit Segensworten für ihre Zukunft ermutigt. Dies unterstrich der Lehrerchor mit einem wunderschönen „Möge sich die Straße vor deinen Füße ebnen!“. Allerdings wurde es jetzt spannend in Maria Einsiedel: Die Fürbitte wurde von ersten Donnerschlägen begleitet, beim letzten Lied: „Nehmt Abschied Brüder/Schwestern“ waren einige Tropfen spürbar – und just nach dem ökumenischen Schluss--Amen beendete eine andere Form des göttlichen Segens die Feier. So musste auf den instrumentalen Abschluss verzichtet werden. Zusammen mit dem wirklich für alles sorgenden Küster Peter Spohr wurden in gemeinsamer Eile Utensilien und Instrumente vor dem Regen gerettet. Aber trotz des beschleunigten Abschlusses gab es einige Stimmen, unter anderen die der Schulleiterin Silvia Schmidt, die sich Maria Einsiedel weiter als Feierort für den Abitur-Gottesdienst des Gymnasiums wünschen.

Martin Schnarrenberger

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